ZEIT und ZUSCHAUER

 

DIE ZEIT … sie gilt uns gemeinsam mit dem Raum als Bedingung für die Möglichkeit unserer Erfahrungen. Sie selbst ist ohne Qualität, daher kann man sie auch nicht fassen. Es sind lineare von der Vergangenheit zur Zukunft hin ablaufende Geschehnisse, die wir wahrnehmen. Bewegung ist das eigentliche Erkennungsmerkmal der Zeit. Die Zeit zum Thema zu machen heißt, sie dreifach zu befragen: nach dem, was war - weit über unsere Erinnerungen hinaus; nach dem, was wir planend erhoffen oder spekulativ erwarten dürfen; nach dem, was Natur und Geschichte aus uns gemacht haben und was uns zur Aufgabe wird im Jetzt.

DER ZUSCHAUER … er ist der, der den Abstand sucht zur Dynamik aktueller Ereignisse. Er hält sich heraus und schätzt den Platz mit dem besten Überblick in vorderster Reihe. Oder er duckt sich weg in einen dunklen Winkel, von wo aus er unbemerkt und verstohlen seine voyeuristische Leidenschaft pflegt. Es gibt aber auch die, die sich abwenden - in Bestürzung, Verzweiflung, aus Ekel oder einfach als Flucht. Jede Reaktion des Zuschauers, selbst noch die Teilnahmslosigkeit, hat Wirkung im Fluss der Ereignisse.

DIE KÜNSTLER … sie wissen um ihre Doppelrolle als Zuschauer und Akteure. Der scharfe Blick, die konzentrierte Aufmerksamkeit, die ästhetische Wahrnehmung - sie sind Ausgangspunkte künstlerischer Praxis. Diese erst befähigen sie, zu Gestaltern der Erfahrungen der Zeit zu werden.

Im Focus steht zuerst die Gegenwart. Zum einen, weil sich in ihr die Linien von Vergangenheit und Zukunft kreuzen, zum andern, weil sich aktuelle Ereignisse besonders aufdrängen. Die Werkgestaltung ist dann die Suche der je eigenen Position zu Fragen der Zeit.

Die Werke selbst werden Teil des zeitlichen Geschehens, … wenn, ja wenn es die Zuschauer gibt, die sie wahrnehmen, die sich mit ihnen intellektuell auseinandersetzen und/oder emotional bewegen lassen. 

Josef Pauschenwein

TIME and OBSERVER

TIME… in connection with space it represents the prerequisite that makes human experiences possible. Time itself is unconditional and thus unfathomable. Events can solely be perceived linear, passing from past to future. Motion is the intrinsic discernible feature of time. Making time the topic of discussion involves contemplating three aspects:

That which was - far beyond what we can remember

That which will be – what we dare to plan, hope or expect

That which is - what nature and history has made us and the assignment challenging us in the present.

 

THE OBSERVER… he’s the one looking to distance himself from the momentum of contemporary events. Rather than keeping out he appreciates the view the front row provides him with. Or he hides in a dark corner where he can pursue his voyeuristic passion covertly and unnoticed. Likewise, there are those, who look away – in dismay, despair, disgust or simply as a flight response. Any reaction by the observer, even sheer apathy, impacts the flow of events.

 

THE ARTISTS … they are aware of their double role as both observer and participants. Shrewd eyes, focused attention, aesthetic awareness – these are the starting points for artistic practice. They enable the artists to shape the very experience of time.

The initial focus is directed by the present because current events take precedence and because it is here, that the lines of the past and the future cross.

The creation of works of art is the search for each one’s position regarding the question of time.

The artworks themselves become part of our contemporary narrative, … if, yes, only if an audience exist that reflects upon the works and who let themselves be intellectually stimulated and emotionally moved.

Translation: Werner W. Pauschenwein