JOSEF R. PAUSCHENWEIN

Eine „emotionale neoabstrakte Kunst“

 

von PEDRO FIORI

anlässlich einer Ausstellung des österreichischen Künstlers bei Antonio Battaglia in dessen Galerie im Breraviertel, Mailand im September 2000.

Er ist ein Künstler der Avantgarde mit seiner problematisierenden, „neoabstrakten Sprache“. Ein Künstler mit seinem Farbkodex, mit seiner epiphanischen Metapher. Er agiert im multikommunikativen Bereich.

„Malen, das ist der farbige Weg einer Suche von mir auf mich zu, auf das zu, was zu werden ich als Möglichkeit begreife“, hat er selbst geschrieben. Ein Text, der interpretiert werden kann als poetisches Erklärungsfragment. Sein Farbenweg wird wirklich zur Metapher: Sie enthüllt semantisch das Durchlaufen eines Schicksals (jene „Suche von mir auf mich zu“).

Der gesamte stilistische Prozess seines Malaktes bewegt sich im Inneren einer ausdrucksstarken und strukturellen Suche, welche ich unter den aktuellen Tendenzen der Avantgarde einordnen  kann, in die assiologische Dimension einer „emotionalen neoabstrakten“ Kunst - einer erdachten „Bild-Realität“, die vorher das Labyrinth des Unterbewussten passiert hat, wodurch sie der Rationalität der „geometrischen Abstrakten“ entgegengesetzt ist.

Seine Metapher strukturiert meiner Meinung nach die formale und semantische Verschiebung, um im Bild im „Unbekannten“ anzukommen. (Der „Prophet“ Duchamp hatte dieses Unbekannte von den französischen Symbolisten aufgenommen.) In der vorangegangenen tiefen Suche der „Meridiane“ hat Pauschenwein intensiv mit der „Vertikalen“ gearbeitet (Nebeneinanderstellungen und Überlagerungen von warmen und kalten Farben) und in der Vertikalen die metaphorische Wirklichkeit des Meridians berührt. Daraus entspringt eine Art Orientierung (laut den Worten des Künstlers), die die Senkrechte verlässt, weil der Meridian „an den Polen sich selber findend zum Kreis wird“).

In seiner Ausstellung befanden sich unter den präsentierten „Meridianen“ zwei große Bilder, welche meiner Ansicht nach die ganze Originalität des Künstlers und seinen Wert als maestro enthüllt haben. Zwei Werke, in denen Pauschenwein die innovative Kraft seiner Persönlichkeit und seines neuen Stils freisetzt.

Fazit: Das „Erschließen des nicht darstellbaren Raumes“ (als ikonologische Möglichkeit verstanden), die materiale Leidenschaft einer ausgewogenen Gestik (nicht informell), die mitreißende Zeichenhaftigkeit unter ausgehöhlten Formen, Farbverdichtungen und Wunden des Lichts (karminrote, blaue, ultramarine, gelbe Farbtöne, Weiß, Grün) stellen jetzt Pauschenweins Malerei in eine „andere“ Dimension. Es ist die „Transzendenz des Anderen“, welche sich nun zur Metapher geworden vom Ich   Pauschenweins loslöst und sich in die zu identifizierende Symbolik seines Work-in-Progress verwandelt.     

Milano, Oktober 2000

Pedro Fiori ist Literat und Kunstkritiker der „flash art“.